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Anmerkung im Voraus: Ich habe das nie gelernt und alle Anleitungen basieren lediglich auf meinem persönlichen Erfahrungswert. Ungenauigkeiten und Abweichungen von der Passform können also sehr wohl auftreten! Um einen eigenen Schnitt zu konstruieren, sollte man sich schonmal mit professionellen Schnitten auseinandergesetzt haben und Ahnung von Stoffzuschnitt mitbringen.

Am Beispiel des rosafarbenen Überkleids von Nurse Witch Komugi-chan Magikarte (Episode 3.0):



Zu allererst braucht man mindestens ein deutliches Referenzbild für das Kostüm. Je mehr (aus verschiedenen Perspektiven) desto besser: sehr hilfreich sind die Charakterzeichungen aus Artbooks. Meines hab ich von einem Wallpaper, auf einem weiteren Wallpaper konnte man dann noch Details erkennen, so dass ich mir ein ganz gutes Gesamtbild machen konnte.

Am besten zeichnet man das Kostüm dann noch mal selbst, einfach und frontal, damit man schon mal ein Gefühl für die Teile und die Zusammensetzung bekommt:



Oft ist in Referenzbildern nicht alles genau zu erkennen, und das muss man sich einfach selbst dazu denken. ^-^' "Was ich nicht sehe, haben andere auch nicht gesehen, und dann können die es nicht besser wissen!" aka "Das IST so!" Eine kleine Beschreibung der Schnittbesonderheiten meines Beispiels nachfolgend:

Das Kleid hat keine Schultern, sondern sitzt wie eine Carmen-Bluse knapp unterhalb der Schultern. Es wird links über rechts auf der linken Seite geschlossen und erfordert daher eine Überlappung der Teile an der vorderen, linken Seite. Es ist sehr weit ober- und noch mehr unterhalb der Taille, weshalb ich mich für einen möglichst geraden Schnitt entschieden habe, der dann mit der Schleife in der Taille zusammengezogen wird.
Am vorderen, unteren Saum ist das Kleid in Zacken ausgeschnitten. Die hinteren Zacken entstehen dann durch den Faltenwurf. Die Ärmel sind so nicht korrekt, aber einfacher zu nähen. (Hab später ein Bild gefunden bei dem man sieht, dass das Weiße ein Aufschlag ist. Aber was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. <.<')

Ich habe schon mal die einzelnen Teile farbig gekennzeichnet, die man auf der Zeichnung erkennen kann. lila = Vorderteil grün = Seitenteil grün gestreift = Überlappung des linken Seitenteils rot = Rückenteil gelb = obere Ärmelteile weiß = untere Ärmelteile

Nun kommt der eigentlich schwerste Teil, denn man muss sich überlegen, wie diese Teile aussehen, wenn man sie aufklappt. Wie bei einem Würfel, den man an seinen Kanten auseinander klappt. Dazu braucht man etwas räumliches Vorstellungsvermögen. ^^'

Bei mir sehen diese grob skizzierten Schnittteile dann so aus:

Noch stimmen die Proportionen kein Stück, aber es soll nur mal die Form der Teile verdeutlichen. Für das abgesetzte Vorderteil habe ich mich aufgrund des weißen Kreuzes entscheiden, damit ich es mit in die Naht einfassen kann, und es dann links und rechts von Längsbalken gleich breit ist. Deswegen braucht man dann noch ein zusätzliches Seitenteil, welches das Vorderteil bis zur Seitennaht verbreitert.
Dieses natürlich zweimal für links und rechts mit der Abweichung, dass das linke Teil diese Überlappung mit dran hat. Und das riiiiieeesige Rückenteil.

Die Rundungen des Armausschnitts hab ich rein nach Gefühl gemacht. ^^ Die Ärmel sind einfach nur eine eine 2D-Projektion vom Referenzbild bei dem der Bruch an der Oberkante liegt.

Die aufeinanderkommenden Nähe hab ich mal mit gleicher Farbe eingetragen. Blau sind alle Säume.
Jetzt geht es zur Rechnerei mit euren Maßen.
Taillenweite = a1 + (2 x a2) + a3
Brustweite = b1 + (2 x b2) + b3
Hüftweite = c1 + (2 x c2) + c3
Rückenbreite = d

Vergesst nicht, dass ihr auch die Entferung dieser Linien zueinander ausmessen und notieren müsst. Wenn man sich die Seitennaht eines T-Shirts als Orientierung nimmt, dann muss das Vorderteil (z.B.: b1) und die zwei Seitenteile (z.B.: b2) zusammen die vordere Weite ergeben.

Warum ich die aufeinandertreffenden Nähte gleich eingefärbt habe, wird spätestens jetzt klar, denn diese müssen jeweils gleich lang sein. Wie lang ergibt sich dann bei der Konstruktion, indem man sich einmal für eine Länge entscheidet und die restlichen Nähte entsprechend danach richtet.
Nachdem ich meine (aufgeteilten) Maße in die Skizze eingetragen habe, mache ich einen Aufriss im Verhältnis 1:10 (d.h. 10cm in Echt werden zu 1cm auf dem Papier).
Hier verwendet man dann schon die eingetragenen Werte bei der Zeichnung (Karopapier ist vorteilhaft für gerade Linien, kann aber das Gesamtbild für die Proportionen trügen).
Um Platz zu sparen zeichne ich bei Teilen, die im Bruch geschnitten werden können, nur zur Hälfte. So sieht das bei mir aus (Originalarbeitsskizze):

[Die Rechnungen unten waren nur für den Stoffverbrauch relevant.]

Zum Keks hab ich mir anhand dieser Konstruktion ein Minikleid aus Papier zusammengebastelt, weil ich nicht abwarten konnte, zu sehen, wie das Ding dann ausschaut. ^^' Jetzt kommt ein 1:1-Aufriss auf Seidenpapier o.ä. Also genauso groß wie die Schnittteile dann mal werden sollen. Dann schneidet man die Teile am besten schon so aus dem Papier heraus, wie man es dann mit dem Stoff machen würde, also inklusive Nahtzugabe etc. An dieser steckt man dann die Teile zu einem Ganzen zusammen und probiert das Papier an.
Oder man schneidet die Teile so wie sie sind zu, und klebt das ganze mit Tesafilm zusammen, wobei man den Schnitt dann nicht mehr bügeln kann.
Natürlich fällt das Papier nicht so wie der Stoff, aber man kann bei sorgfältigem Legen und Stecken die Passform schon ganz gut beurteilen.

Ist es irgendwo zu weit oder zu eng, kenntzeichnet man die Stelle, arbeitet nach, probiert wieder an, bis alles zur Zufriedenheit sitzt. Ich hab mir zu diesem Zweck eine Schneiderpuppe schenken lassen. So muss ich das Papier nicht immer selbst anziehen, und kann mich auch gelassen von hinten betrachten.
Solche Anpassungen sind ja normalerweise nur mit Hilfe einer weiteren Person zu bewerkstelligen. Ganz genaue Anpassung erfolgt dann eh nochmal am Kostüm selbst, also immer etwas Spielraum beim Zuschnitt mit einrechnen.

Wenn man sich dann immernoch sehr unsicher ist, kann man mit Hilfe des Schnittes ein Probestück aus billigerem Stoff anfertigen, anziehen, anpassen und die Abänderungen in den Schnitt eintragen, damit man dann einen maßgeschneiderten Schnitt vor sich hat. Und dann kann es schon ans Zuschneiden und Nähen gehen. XD
Man kann das fertige Kostüm in der Cosplay-Sektion unter dem Punkt "Komugi Nakahara" betrachten (bitte das Augenmerk auf das rosa Drüberkleid richten).

So ein Schnitt ist zwar zeitaufwendig (für dieses rosa Ding hab ich fast 5 Stunden gebraucht), aber es lohnt sich, da man die Ausbesserungen und Anpassungen nicht am Stoff vornehmen muss.
Man kann viel stoffsparender zuschneiden und hat kein böses Erwachen, wenn man sich schlanker gedacht hat, als man ist.

Nähanfängern würde ich aber vorschlagen, sich auf die Suche nach einem bereits existierenden Schnitt zu machen und diesen entsprechend abzuändern. Dann ist man mit der Passform auf der sicheren Seite und man verzweifelt nicht schon am Schnitt. Das Nähen wird dann noch nervenaufreibend genug!


:(